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V. Astroexpedition ins Glocknergebiet

3.-6. September 2003

Walter vor 
Glocknergruppe
Der Autor vor der Glocknergruppe

Meine alljährliche Astroexpedition sollte mich 2003 wieder an die Glockner-Hochalpenstraße führen, wegen des großartigen Sternenhimmels, den man dort genießen kann, und wegen der eindrucksvollen Bergszenerie. Dieser Beschluß war schon im Frühjahr gefasst, nur der genaue Termin stand noch nicht fest - der war natürlich vom Wetter abhängig.

Ende August bereitete ein Kaltlufteinbruch mit Niederschlag dem heißen Hochsommer ein jähes Ende. Nach dem Durchzug dieser Front, die in Höhen über 2300m sogar Schnee (!) brachte, präsentierte sich das Wetter wieder von seiner schönsten Seite: Kühl, aber durchwegs sonnig bei sehr klarer Luft. Daher entschloß ich mich am Mittwoch, den 3. September, ziemlich spontan zum Aufbruch in die Alpen. Die Prognose kündigte Hochdruckwetter an, in den Bergen gute Fernsicht, allerdings bei kaltem Nordwind, und Nachttemperaturen um die 0 Grad in 2000m Höhe. Was für zähe Burschen eben ☺

Wegen des spontanen Aufbruchs blieben ein paar Kleinigkeiten zuhause liegen, z.B. der Sonnenfilter, aber was soll's, man fährt sowieso nicht unbedingt zur Sonnenbeobachtung in die Berge. Angekommen an der Glocknerstraße bin ich relativ spät, gegen 20:30, "mondbedingt" hatte ich es allerdings nicht eilig, der Bursche sollte eh erst um 22:40 untergehen. Das Wallackhaus, meine bevorzugte Unterkunft, fand ich allerdings verschlossen vor: Mittwoch Ruhetag! Daher bezog ich zunächst Quartier im Karl-Volkert-Haus, wie schon vor 2 Jahren (Oktober 2001). Nach einem stärkendem Abendessen ging es hinauf zum Wallackhaus, wo ich den eisigen Temperaturen trotzen wollte.

Den Beobachtungsplatz an der Südseite des Wallackhause wurde ja schon hinlänglich beschrieben (Berichte von 1997, 1999, 2000, 2001). Man ist dort recht gut gegen den Fallwind aus Nord geschützt, und so war es auch in dieser Nacht, der Wind kam mit gleichmäßiger Stärke und ohne Richtungsänderung, die Vorbauten des Hauses boten daher sehr guten Windschutz. Die gleichmäßige, beinahe laminare Luftströmung war offenbar auch der Grund für das sehr gutes Seeing, das etwas überraschend für mich war, da ich sonst vor Ort bei ähnlichen Bedingungen meist ziemlich schlechtes Seeing vorgefunden habe.

Fotografiert habe ich mit dem TMB 4.1" f/6.2 Apochromaten, meinem bewährten Instrument für große Bildfelder. Zunächst war der Monduntergang um 22:42 MESZ hinter einem Bergkamm im Südosten sehr fotogen, danach war dann "schwere Kost" angesagt: Lichtschwache, zum Teil sogar extrem lichtschwache Emissionsnebeln in der sommerlichen Milchstraße. IC 1311 im Schwan, Sh2-129 und zuletzt Sh2-171/NGC 7822 im Cepheus; am Gegengewichtsarm habe ich Teleobjektivaufnahmen mitlaufen lassen. Die Nacht war auch gut genug für solche extremen Objekte: 6.4 mag hatte ich freisichtig im Kleinen Bären! Die Transparenz war hoch, die Milchstraße eine Pracht mit Sternwolken, hellen und dunklen Bändern, Ausbuchtungen und Flecken: Es ist kaum mit Worten zu beschreiben, das muß man selbst erlebt haben. So einen Sternenhimmel kann man in Ostösterreich nicht mehr haben, dazu gibt es dort schon zuviel Lichtverschmutzung, selbst auf den besseren Beobachtungplätzen wie z.B. der Ebenwaldhöhe erscheint der Himmel zwischen den Sternen aufgehellte, hier oben hingegen war der Hintergrund zwischen den Sternen finster! Freilich nicht am ganzen Himmel: Der tiefe Südhorizont war auch hier in den Alpen aufgehellt.

Cassiopeia/Perseus Region
Aufnahme der Cassiopeia/Perseus Grenzregion mit dem Doppelsternhaufen h & chi im Perseus sowie den Emissionsneben IC 1805 und IC 1848.
Belichtet 39 min mit einem 135 mm Teleobjektiv.

IC 1311, B343 Sh2-129 NGC 7822
Aufnahmen von IC 1311 mit den umgebenden Emissionnebeln (links), von Sharpless 129 (Mitte) und von Sh2-171/NGC 7822 (rechts).
Die Fotos wurden 81 min bzw. 61 min mit einem 4.1" TMB Refraktor belichtet.

Ich hatte auch mein zweites Teleskop mit dabei, das 8" f/10 Schmidt-Cassegrain, dieses habe ich für die visuelle Beobachtung verwendet, während die Fotos liefen. In den beiden klaren Nächten, die mit an der Glocknerstraße vergönnt waren, habe ich doch eine ganze Menge an Deep-Sky Objekten beobachtet, deshalb habe ich die Beobachtungen am Ende des Berichts zusammengefasst. Mars, der ja in der Vorwoche eine sehr erdnahe Opposition hatte, habe ich natürlich auch einen Blick gegönnt, und zwar mit beiden Teleskopen: Im Schmidt-Cassegrain war die Abbildung eher enttäuschend, die Optik leidet unter sphärischer Aberration höherer Ordnung, es war gerade mal die Polkappe und - naja - ein Band zu erkennen. Umso schöner war der Anblick dafür im kleineren Refraktor!

Knapp vor Beginn der Astronomischen Dämmerung merkte ich am Osthorizont einen schwachen Lichkegel am Himmel, der schräg zum Horizont lag, Spitze nach oben, langsam stieg er höher und erreichte schließlich Saturn: Zodiakallicht! Das ist meine erste gesicherte Beobachtung dieses Phänomens, bei dem Sonnenlicht durch Staubpartikel in der Ebene der Ekliptik gestreut wird. Man kann es nur selten sehen, aber hier oben in der sauberen Luft ging's! Lange nach Beginn der Dämmerung war der Lichtkegel allerdings nicht mehr zu erkennen, da der Himmel deutlich heller wurde, insgesamt konnte ich das Phänomen nur 20 Minuten lang von 4:30-4:50 MESZ beobachten.

Orionaufgang in der Morgendaemmerung
Orionaufgang in der Morgendämmerung.
Aufgenommen mit einem 28mm Weitwinkelobjektiv (Sterne verzeichnet)

Erst gegen 6 Uhr war ich wieder unten am Karl-Volkert-Haus, wo der Glockner recht schön in der Morgendämmerung zu sehen war, den Anblick habe ich natürlich fotografiert.

Nach kurzem Schlaf fahr ich am Donnerstag, dem 4.9., das kurze Stück hinauf zur Franz-Josefs-Höhe. Am äußersten Rand des Parkplatzes 1 gibt es eine Schotterfläche, dort habe ich in schon bewährter Tradition den 4.1" Refraktor aufgebaut, um den Glockner im Teleskop zu studieren.

Normalobjektiv, 50mm Teleobjektiv, 200mm TMB Refraktor, 650mm TMB Refraktor mit 2x Telekonverter, 1300mm
Groß- und Kleinglockner (3798m, 3783m).
"Zoom" in Richtung Gipfel mit zunehmender Brennweite. In den letzten beiden Fotos erkennt man Bergsteiger und Gipfelkreuz.

Was mir sogleich auffiel, war der starke Gletscherrückgang seit meinem letzten Aufenthalt hier oben vor zwei Jahren. Praktisch überall war die Eisschicht geschrumpft, manche Stellen ausgeappert, der Berg vielmehr grau anstatt weiß geworden. Ich habe das anhand einiger Fotos dokumentiert, man vergleiche dazu die Fotos aus den Jahren 2000 und 2001):

Glocknerkees, Eisbruch Hofmannskees, Glocknerwand Menschen vor Gletscherbruch
Eis, Schnee, Fels und Menschen am Glocknermassiv,
aufgenommen mit dem Refraktor.

Wie immer an Tagen mit gutem Wetter waren viele Bergsteiger zum Gipfel unterwegs, denen habe ich dabei zugeschaut, gemütlich und in Ruhe von unten ☺ Das Glocknerleitl schaut auch nicht mehr weiß aus, auch dort oben in 3600m Höhe ist das Eis stark geschmolzen. Auch die Pasterze, etwa 150m unterhalb der Franz- Josefs-Höhe gelegen, ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen, um wenigstens einmal noch darauf gestanden zu sein solange es die Gletscherzunge überhaupt noch gibt bin ich zu Fuß hinunter zum Gletscher abgestiegen. Die Gletscherbahn, eine Standseilbahn von der Franz-Josefs-Höhe hinunter zur Pasterze, die um 1960 erbaut wurde, hat damals noch beim Gletscher geendet, inzwischen liegt die Eisdecke gut 100m tiefer.

Pasterze mit Johannisberg, fotografiert aus Hoehe Eisstand 1960 Pasterze mit Johannisberg Glockner, gesehen von der Pasterze
Abstieg zur Pasterze.
Das erste Bild wurde aus der Höhe des Eisstandes von 1960 fotografiert.

Am Nachmittag bin ich vom Karl-Volkert-Haus ins Wallackhaus umgezogen. Dort nächtigt man doch bequemer in größeren und etwas moderner ausgestatteten Zimmern; außerdem hat man dort den Vorteil, den Beobachtungsplatz gleich neben dem Haus vorzufinden - man kann in der Nacht rein und raus, was sehr angenehm ist, um zwischendurch aufzuwärmen, auszuruhen, oder auch nur um die Sanitäreinrichtungen benutzen - eine Bequemlichkeit, die ich an anderen Beobachtungsorten gar nicht gewohnt bin. Im Wallackhaus habe ich bis zum Abend ausgeruht, dann ein stärkendes Abendessen zu mir genommen und um ca. 21 Uhr mit der "Nachtarbeit" begonnen.

Wallackhaus vor Schobergruppe
Blick nach Süden vom Hochtor aus.
Unten Glocknerstraße und Wallackhaus, darüber die Schobergruppe.

Großer Friedrichskopf, 200mm Teleobjektiv Roter
Berge der Schobergruppe, fotografiert vom Wallackhaus:
Großer Friedrichskopf (links, 3134m) und Roter Knopf (rechts, 3281m).

Lobend hervorzuheben ist, daß die Leuchtreklame an der Vorderfront des Wallackhauses nicht mehr aufgedreht wird. Beim Eingang gibt es zwei Außenlampen, die jedoch um 20:30 bereits abgedreht werden. Aus den Fenstern entkommt nur wenig Licht, hinter die Vorgebäude an der Südseite, wo sich der Beobachtungsplatz befindet, dringt davon gar nichts.

Die zweite Nacht habe ich mit Webcam-Aufnahmen von Mond und von Mars begonnen, damit war ich bis zum Monduntergang um 23:30 beschäftigt. Das Seeing war leider nicht mehr ganz so gut wie in der ersten Nacht, trotzdem sind einige der Aufnahmen gelungen.

Mond, Krater Albategnius Mond, Montes Apenninus & Montes Caucasus Mond, Krater Walter
Krater Albategnius und Umgebung, Montes Apenninus & Montes Caucasus, Krater Walter und Umgebung.
Aufgenommen mit dem 4.1" f/6.2 APO und 2x Barlow, belichtet 1/33s, jeweils bestes Einzelbild von mehreren 100 Aufnahmen, bearbeitet mit Registax und Adobe Photoshop.

Mars, 4.9.2003, 23:09 MESZ
Webcam-Aufnahme von Mars am 4. September 2003, 22:09 MESZ.
Aufgenommen mit dem 4.1" /6.2 APO und 5x Powermate, belichtet 1/33s, Summe aus 178 Einzelbildern, bearbeitet mit Registax und Adobe Photoshop.

Mars zeigte die seine mir schon hinreichend gut bekannte Seite, auf der die Ebene Elysium und das Mare Cimmerium domieren - vor etwa einem Monat, als ich mit den intensiven Marsbeobachtungen für dieses Jahr begann, war die gleich Seite zu sehen, ich habe sie damals auch aufgenommen (Marsaufnahmen vom 3. August 2003). Die Polkappe ist in dem einen Monat auffällig kleiner geworden!

Nach Monduntergang bot die zweite Nacht ähnlich gute Bedingungen wie die erste, mit einer Grenzgröße von 6.4 mag im Kleinen Bären, leicht fallenden Temperaturen um die 2C, und schwächer werdendem Nordwind, der in den Morgenstunden schließlich ganz einschlief. Ich habe wiederum mit dem 4.1" Refraktor fotografiert und mit dem 8" Schmidt-Cassegrain Teleskop visuell beobachtet - die Beobachtungen finden sich im Detail am Ende des Berichts. Es ist eine wahre Freude, bei so guten Bedingungen die Objekte der Reihe nach vom Himmel "herunterzuklauben" ☺

Cygnus Cepheus
Cygnus - Weitwinkelaufnahme (links); das Sternbild Cepheus (rechts).

Sh2-115 NGC 6960 Sh2-132
Aufnahmen von Sharpless 115 (links), vom Westteils des Cirrus-Nebels (Mitte), und von Sharpless 132 (rechts).
Die Fotos wurden 80 min bzw. 74 min mit einem 4.1" TMB Refraktor belichtet.

Knapp vor Beginn der astronomischen Dämmerung war wiederum Zodiakallicht zu sehen, diesmal habe ich das Phänomen fotografisch dokumentieren können.

Zodiakallicht
Zodiakallicht am Osthorizont.
Aufgenommen mit einem 50mm Normalobjektiv. Das zentrale Sternbild sind die Zwillinge, der hellste "Stern" ist Saturn. Belichtet ca. 5 Minuten.

Erst um 5:30 habe ich in dieser Nacht Schluß gemacht. Diesmal war's besonders bequem - Auto zusperren, hinein ins Wallackhaus und ab ins Bett!

Am Freitag, den 5. September, bin ich wiederum hinunter zur Franz-Josefs-Höhe gefahren. Der Gamsgrubenweg ist wieder eröffnet, mit 6 Tunneln, um die Steinschlaggefahr zu umgehen. Ich bin den Weg bis zu seinem Ende gegangen, und dann noch bis zum Wasserfallkees aufgestiegen. Auch dieser Gletscher ist stark geschrumpft, und den See, den ich vor 7 Jahren noch am Fuß des Gletschers vorgefunden habe, den gibt es nicht mehr. Der Glockner schaut aus dieser Perspektive etwas anders aus, von hier aus hat man guten Einblick in die bis zu 50 steile Pallavicini-Rinne, die sich bis zwischen Groß- und Kleinglockner hinaufzieht. Durch den Neuschnee war die Nordseite nach etwas "angezuckert", der Schnee war in Vertiefungen und Spalten hängen geblieben, was einen großartigen Eindruck gemacht hat.

Glockner vom Nordosten, 50mm Normalobjektiv Glockner vom Nordosten, 200mm Teleobjektiv Wasserfallkees, 50mm Normalobjektiv
Links und Mitte: Die Glocknergruppe vom Nordosten, Normalobjektiv und Teleobjektiv, auffällig ist die Pallavicini-Rinne; Rechts: Das Wasserfallkees

Gut gespeist habe ich am Rückweg in der Hofmannshütte. Zurück auf der Franz- Josefs-Höhe ist mir gleich unterhalb der Aussichtsterasse eine ganze Murmeltierfamilie aufgefallen, die Tiere werden jedenfalls durch die Touristen gut mit Nahrung versorgt.

Murmeltier Murmeltier
Murmeltiere an der Franz-Josefs-Höhe
Aufgenommen mit 200mm Teleobjektiv.

Die Ausstellung gleich neben dem Freiwandeck-Parkhaus fand auch noch mein Interesse, der 10 minütige Kurzfilm über den Glockner im Wandel der Jahrszeiten (eine Kurzfassung des großartigen Universum-Files von Georg Riha) ist gut gemacht. Belustigend fand ich den "Wandersteig" in der Ausstellung, wo ein Wanderweg über Fels und Stein und durch "Eis" zu begehen ist, im Gebäude! Wohl was für Touristen, so etwas selber nie erlebt haben, und auch sonst nicht auf den Gedanken kommen, selber mal raus in die Natur zu schnuppern! ☺ Als ich nach dem Besuch der Ausstellung das Gebäude verließ, bemerkte ich erste Wolken. Im Radio wurde jetzt überraschend eine Front angekündigt, die sich vom Südwesten her den Alpen nähert - aha, der einschlafende Wind hat eine Wetterumstellung angekündigt...

Leider verdichteten sich die Wolken im Laufe des späten Nachmittags und Abends immer mehr, so daß an eine nächtliche Beobachtung nicht mehr zu denken war. Naja - was soll's, so kam ich wenigstens dazu, den ersten Teil dieses Berichts zu schreiben und dann einmal gründlich auszuschlafen ☺

Der Samstag, der 12.9., präsentierte sich bewölkt und kühl. Von der Edelweißspitze, dem höchsten Punkt der Glockner-Hochalpenstraße, genoß ich noch den Rundblick auf die hohen Berge in Wolken ringsum, schoß dann noch einige Fotos in der "Hexenküche", danach hieß es auch für mich, an die Heimfahrt zu denken.

Fuscherkarkopf Schobergruppe Wiesbachhorn
Berge in Wolken
Links: Fuscherkarkopf (3336m), Mitte: Berge der Schobergruppe (im Hintergrund), Rechts: Großes Wiesbachhorn (3564m). Aufgenommen von der Edelweißspitze.

Auf dem Heimweg nach Wien machte ich noch eine Pause am Nachmittag in der Dachsteinregion, am Gosausee, wo ich auch ein wenig fotografiert habe.

Nun aber zu den visuellen Beobachtungen im Detail:

3. / 4. 9. 2003, Wallackhaus - 6.4 mag im UMi, Seeing 1-2 von 5, Wind gut abgeschirmt, 0.5°C, geringe Luftfeuchtigkeit. Beobachtungen mit dem 8" f/10 Schmidt-Cassegrain Teleskop (ausgenommen Mars).

M11 war mein Objekt vom "einschauen", im 22mm Panoptik Okular (92x) ungewohnt viele Sterne, nicht nur im Haufen, sondern in der ganzen Umgebung.

NGC 7000, Nordamerikanebel - nicht gerade ein Objekt für langbrennweitige Optiken mit kleinem Bildfeld, der Kontrast im "Mittelamerika" und "Golf-von-Mexiko"-Bereich ist jedoch hoch. Dennoch was das Objekt weder mit noch ohne UHC-Filter im 22mm Okular sehr beeindruckend, es fehlt hier einfach das Bildfeld.

Cirrus-Nebel (NGC 6992, NGC 6960) - beobachtet mit 22mm Okular, zuerst ohne Filter, dann mit UHC, dann mit OIII-Filter. Am besten war der Eindruck ohne Filter, wegen der zahlreichen sichtbaren Sterne! Mit UHC Filter kommt allerdings der Nebel etwas deutlicher, mit OIII Filter wird das Bild fast zu finster. Neben den großen Teilen des Cirrus-Nebels (Feuervogel, Bogen und Dreieck) waren noch einige kleinere Nebelflecke zu sehen.

Mars im Schmidt-Cassegrain Teleskop eher ernüchternd, im 4.1" TMB Refraktor wesentlich mehr Detail. Zu sehen waren zentral die Elysium-Ebene und am Rand die Große Syrte, im Süden das Mare Cimmerium sowie einige kleinere dunkle Strukturen (Utopia, Mare Tyrrhenum). Das Hellas-Becken war kaum zu sehen, die Polkappe gegenüber letztem Monat stark geschrumpft. Beobachtet wurde im TMB Refraktor mit dem 4mm Okular (163x) und mit dem 15mm Okular + 5x Powermate (217x).

M52 und NGC 7635 - Bubble Nebel - Beobachtet mit 22mm Panoptik (92x) und 9mm Nagler (226x). Im 9mm Okular mit UHC-Filter ist der Nebel um zwei helle Sterne deutlich zu sehen, und die dunkle "Blase" ist zu erahnen.

NGC 7331 - Beobachtung mit 22mm, 15mm Panoptik (135x) und 9mm Okular. NGC 7331 ist als länglicher Fleck mit hellerem Zentrum deutlich zu sehen, von die kleinen Begleitgalaxien sind allerdings nur schwer auszunehmen.

Pleiaden (M45) - im 22mm Okular ohne Filter sind die Nebel um die helleren Sterne deutlich, um Alcyone, Maia und Merope ist sogar Struktur im Nebel (Längsstreifen) zu erahnen.

Triangulum-Galaxie (M33) - obwohl die astronomische Dämmerung schon begonnen hat, ist die S-Form der Hauptspiralarme im 22mm Okular deutlich zu sehen, dazu noch einige schwächere Hintergrundstruktur sowie zahlreiche "Knoten", die HII-Regionen der Galaxie. Besonders deutlich ist NGC 604 am Ende des nördlichen Spiralarms.

Orionnebel (M42/43) - Ein kurzer Blick in der Morgendämmerung aus Neugier, der erste in dieser Saison. Im 22mm Panoptik nicht übel, viel Nebel zu sehen, bei dünklerem Himmel geht's aber besser.

In der astronomischen Morgendämmerung Zodiakallichtbeobachtung, am Osthorizont ein schwachen Lichkegel, der entlang der Ekliptik schräg zum Horizont liegt, Spitze nach oben, steigt langsam höher und erreicht schließlich Saturn.

4. / 5. 9. 2003, Wallackhaus - 6.4 mag im UMi, Seeing 2/5, Wind gut abgeschirmt, 2°C, geringe Luftfeuchtigkeit. Beobachtungen mit dem 8" f/10 Schmidt-Cassegrain Teleskop (ausgenommen Mars).

Mars zeigte Elysium-Ebene, Polkappe und Mare Cimmerium, das Seeing war in dieser Nacht allerdings nicht ganz so gut wie in der vorhergehenden.

Die Deep-Sky Beobachtungen der zweite Nacht begann ich mit dem Versuch, den "Butterfly-Nebel" (IC 1318) im 8" Schmidt-Cassegrain Teleskop zu sehen, das Ergenis war aber sowohl mit dem 22mm Panoptik (92x) also auch mit dem 40mm Super-Plössl Okular (51x) mit und ohne UHC Filter negativ, wahrscheinlich aufgrund des eingeschränkten Bildfeldes.

Nordamerikanebel (NGC 7000): Viel Kontrast in der Florida/Golf von Mexiko Region mit dem 40mm Okular. Das UHC-Filter hilft kaum, was mich zu der Annahme veranlaßte, dass die Verwendung von Filtern unter dem fast perfekt dunklem Himmel im Hochgebirge nur mehr wenig zur Kontraststeigerung beitragen kann, im Gegensatz zum aufgehelltem Himmel in der Umgebung von Wien...

NGC 7293 "Helix-Nebel": Mit dem 22mm Okular war ein großer Nebelfleck mit mehr als 10 Sterne im Nebel zu sehen, die Ringstruktur (hellerer Rand mit Verdickungen, dünkleres Zentrum) kommt besser mit UHC-Filter, wohl weil das Objekt schon relativ tief stand und der tiefe Südhorizont aufgehellt war. Wirklich "Helix" ist der Nebel nicht zu sehen.

NGC 7009 "Saturnnebel": Beobachtet mit 22mm Okular, 9mm Okular (226x), und 15mm Okular mit 2x Barlow (271x), der Anblick war etwas enttäuschend. Zu sehen war ein elliptischer Fleck, die Ansen ("Saturnringe") waren nur zu "erahnen", und den Zentralstern habe ich nicht erwischt. UHC und OIII-Filter halfen hier nicht.

M72, beobachtet mit 22mm Okular, 15mm Okular und 9mm Okular: In Karkoschkas "Atlas für Himmelsbeobachter" steht, dass dieser Kugelsternhaufen nicht auzulösen ist. Mitnichten! In allen Okularen Sterngesprenkel vor nebeligem Hintergrund, am besten gefällt mir der Eindruck im 9mm Nagler. Freilich muß man indirekt schauen.

M2 ist wirklich ein sehr hübscher Kugelsternhaufen! Im 7x50 Sucher habe ich den Kugelsternhaufen zunächst mal mit einem Stern verwechselt... Zahlreiche Sterne vor nebeligen Hintergrund, nicht zu kompakt, das ergibt einen sehr ästhetischen Anblick. Einer der Höhepunkte der Nacht. Den besten Anblick bot hier das 22mm Panotik mit 2x Barlow (185x). Im direkten Vergleich bietet M2 sogar mehr als...

M15, der nur wenige Grad weiter nördlich steht. Zwar kann man bei M15 mehr Sterne direkt sehen, allerdings brachte indirekt Schauen nur wenig mehr. Das Zentrum von M15 ist auch wesentlich kompakter. M15 habe ich im 9mm Nagler beobachtet.

M74, Galaxie in den Fischen, beobachtet mit 22mm, 15mm, 22mm + 2x Barlow: Eher enttäuschender Anblick. Es zweigt sich grad mal ein schwacher Nebelfleck im 22mm Okular, aber ohne Details, höher Vergrößern bringt hier nichts.

NGC 253, die große Sculptor-Galaxie, ist dafür umso eindrucksvoller! Im 22mm Okular mehr als bildfüllend, Optimum an Detail im 15mm Okular (135x): Einige Knoten sind in der Galaxie zu sehen, sowie längliche Staubstrukturen. Zahleiche Sterne sprenkeln den Vordergrund. Sehenswert!

NGC 288 ist ein Kugelsternhaufen knapp 2 Grad südöstlich von NGC 253, der als schwierig gilt. Indirekt waren doch einige Sterne vor nebeligem Hintergrund zu sehen (22mm, 15mm).

NGC 247: Eine große Galaxie im Walfisch, sehr schwierig! Zu sehen war im 22mm Panoptik ein großer Nebelfleck, der nicht ganz gleichmäßig hell war, mehr Detail war nicht auszumachen. Höher Vergrößern hilft hier nicht.

M77 ist eine bekannte Seyfert-Galaxie mit sehr hellem Kern. Im 9mm Nagler war um den hellen Kern auch noch eine schwächere Komponente rundherum zu erkennen.

NGC 1535 - gegen Ende der Nacht bin ich bei Planetarischen Nebeln im Eridanus angekommen. NGC 1535 ist ein kompakter, sehr heller PN, der jede Menge Vergrößerung verträgt, optimal war dann das 15mm Okular mit 2x Barlow (271x). Zu sehen war ein kreisförmiges Zentralscheibchen mit einer ovalen Außenschale rundherum, der Zentralstern war nicht schwierig.

NGC 1560 habe ich schon in der Morgendämmerung betrachtet, das ist ein lichtschwacher großer Planetarischer Nebel mit nur wenig erkennbarer Struktur (egal ob mit oder ohen UHC-Filter). Zahlreiche Sterne im Vordergrund.

In der Morgendämmerung wiederum Zodiakallichtbeobachtung, Erscheinung wie am Vortrag, nur nicht mehr ganz so deutlich.

Fazit: Es war wieder einmal ein großartiges Erlebnis, das ich nicht missen möchte. Zwei Spitzennächte hatte ich, besser als alles, was man in Ostösterreich so bekommen kann! Man kann es kaum in Wort fassen, das Naturerlebnis; es ist einfach so schön, unter so einem Sternenhimmel beobachten und fotografieren zu können, wenn sich die Milchstraße von Horizont zu Horizont erstreckt und man wegen der Tausenden von Sternen, die zu sehen sind, die sonst so bekannten Sternbilder kaum mehr wiederfindet... Es gab diesmal keine Probleme mit dem Material, das alleine ist schon ein kleines Wunder für sich. Ein Aufenthalt in der wildromantischen Bergregion ist jedes Mal wieder ein eigenes, großes Erlebnis! Das Wallackhaus in 2304m Seehöhe hat sich als Astronomen-Unterkunft wieder einmal bestens bewährt. Keine Frage - dort sieht man mich wieder!

Biker auf der Franz-Josefs-Hoehe
Biker auf der Franz-Josefs-Höhe, dahinter der Glockner.


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